Gewalt ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig - und in besonderer Weise sind wir Männer darin verstrickt. WIR SINDS LEID, als Männer im gleichen Atemzug mit dem Begriff Gewalt genannt und identifiziert zu werden. Wir sind gegen jegliche Form von Gewalt, die von Männern gegen Frauen, Kinder, Männer und Schöpfung ausgeht und wieder Gewalt erntet.

Jesus Christus spricht: "Du sollst lieben Gott deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte... Du sollst Deinen Nächsten lieben wie dich selbst." (Matth. 22, 37 u. 39)

Wir haben als Christen lange Zeit nicht berücksichtigt, dass aus dem Doppelgebot der Liebe die Gleichachtung aller folgt. Dieses Gebot widerspricht einem Männerbild, das sich an Über- und Unterordnung orientiert und Gewalt als Mittel zur Durchsetzung von Interessen einschließt. Die Männerarbeit der EKD setzt sich schon seit vielen Jahren mit diesem Thema auseinander, um gemeinsam Wege aus der Gewalt zu finden. Sie vertraut dabei auf Jesus von Nazareth, der bewusst auf physische und psychische Gewalt als Mittel der Macht und Kontrolle über andere Menschen verzichtet hat.

Wir begrüßen es, dass der Ökumenische Rat der Kirchen für die Zeit von 2001 bis 2010 eine Dekade der Überwindung von Gewalt ausgerufen hat. Die Männerarbeit wird sich in einem Arbeitsprogramm in den nächsten Jahren mit dem Dekadethema unter dem Motto auseinandersetzen:

 

  • WIR SINDS LEID, dass in besonderer Weise Männer die Schöpfung ausbeuten und vergiften.
  • WIR SINDS LEID, dass unverändert Mensch und Schöpfung Kriegen und kriegerischen Auseinandersetzungen zum Opfer fallen.

Wir wollen mit unserer Arbeit dazu beitragen, dass wir als Männer bewusst im Einklang mit der Schöpfung leben.

  • WIR SINDS LEID, in Familien, an Arbeitsplätzen, in unseren Straßen und Schulen, Gewalt gegen Frauen, Männer, Kinder und Menschen anderer Nationalität, anderen Glaubens, anderer Hautfarbe und Sprache, anderer sexueller Lebensweisen weiter hinzunehmen.
  • WIR SINDS LEID, dass Menschen im Alter Gewalt erleiden, von nachfolgenden Generationen entmündigt und ins Abseits geschoben werden.
  • WIR SINDS LEID, dass unsere Generation auf Kosten der nachwachsenden Generationen lebt und deren Zukunftsperspektiven verringert.

Wir wollen in unserer Arbeit deutlich machen, dass alle Menschen Gottes geliebte Geschöpfe sind und in jedem und jeder Gottes Geist zum Nutzen aller wirkt.

  • WIR SINDS LEID, dass Kinder weltweit erste Opfer von Gewalt sind.
  • WIR SINDS LEID, dass nach wie vor physische wie psychische Gewalt von Vätern und Müttern als Mittel der Erziehung eingesetzt wird.

Wir wollen Vorbild sein für ein Leben, in dem es immer eine Alternative zur Gewalt geben kann und darf.

Wir christlichen Männer, die in der Männerarbeit der Evangelischen Kirche in Deutschland organisiert sind, nehmen die Herausforderung an, aus unserem Glauben heraus anderen Männern und Heranwachsenden ein gutes und nachlebbares Vorbild zu sein. Dazu gehört es auch, mit unseren Aggressionen, die jeder Mensch als Teil seines Überlebensschatzes mitbekommen hat, konstruktiv und nicht zerstörerisch zu leben und Mensch wie Schöpfung zu achten. Wo immer wir Gewalt sehen oder vorhersehen, werden wir nicht mehr schweigen, um nicht länger stumme Mittäter zu sein. Wir wollen aktiv dazu beitragen, Männern - und Frauen - den Weg zu einem gewaltarmen Miteinander auf der Grundlage des Doppelgebotes der Liebe zu eröffnen.